Nicht nur im Januar, auch schon ab dem Oktober wärmt man sich gerne im Wipkingerpark, spaziert oder setzt sich auf die Stufen zur Limmat und geniesst den offenen Horizont in Richtung Sonnenuntergang. Nichts davon, weil, wie die Leserschaft von «zuerivitruv» schon lange weiss, die Stadt Zürich eine Hochhauswand auf der Südseite des Flusses in die begehrten Sonnenstrahlen gestellt hat. Ein teurer Irrläufer: Wohnhochhäuser auf einem Tramdepôt. Drei Viertel der Wohnungen sind für Familien vorgesehen. Von 200 Kinder wird erwartet, hier «hors sol» aufzuwachsen. Der bekannte Kinderarzt Remo Largo meinte zu dieser Wohnform: «Sagen Sie mir einmal, wie man im 24. Stock ein Kind aufziehen soll?». Die «Wohnwand» muss auf der sonnigen Südseite den Autobahnzubringer ertragen. Auf der Nordseite tut sie der Stadt ihr Beschattungswerk an. Die «Riviera des Westens» – der Wipkingerpark – ist auf alle Zeiten geschädigt. Im letzten Jahr hörte «zuerivitruv» aus der Stadtverwaltung: «das würden wir heute nicht mehr so machen».
Alles in allem: Ein harter Schlag für Zürich, begründet in im Jahr 2001 falsch platzierten Hochhauszonen auf der Sonnenseite der Limmat. Zehn Jahre später erfolgte eine Aufdatierung der Hochhausrichtlinien, jedoch keine Korrektur der Fehlzonierungen. Die 2022 präsentierte Revision dieser Richtlinien befinden sich in Beratung. Es ist zu hoffen, dass die Fehlzonierungen aufgehoben werden. Sonst wird es dann endgültig ungemütlich an der Limmat.
Denkt man weiter nach, wird jetzt endgültig klar, dass Zürich in der Wachstumsphase über keine städtebauliche Lenkung verfügt – «no urban governance» wie Prof. Alain Thierstein im letzten Jahr gesagt hat.