Vitruv, der 24 vor Christus seine 10 Bücher über Architektur für Kaiser Augustus verfasste, begann im ersten Kapitel mit dem Städtebau. Er liess auch baupraktische Aspekte nicht aus. Wenn «zuerivitruv» jetzt gerade Umschau hält, muss er sich bombardiert vorkommen. In der Ausgabe vom letzten Samstag der NZZ wird auf ganzen 4 Seiten erklärt, wie der Weltkonzern Nestlé klimaneutral werden will. Ja, der Wille geht bis zu den Zulieferern, unseren Schweizer Kühen. Und heute liegt der Architekturzeitschrift werk/bauen und wohnen eine Beilage über Kreislaufwirtschaft im Bauwesen bei.
Im Vergleich zu dieser Lawine von höchster globaler und lokaler Aktualität zugleich, müssen wir uns mit unserer Zürcher Praxis der Hochhausförderung im letzten Jahrhundert wähnen. Dabei kommen Ökologie, Graue Energie und auch der soziale Aspekt des Bauens zu kurz. Die oben genannten Zeitzeichen gehen bereits einen Schritt über den geistig im Richtplan Siedlung noch nicht bewältigten Schritt der Stadt Zürich hinaus: Es wird von Kreislaufwirtschaft gesprochen und damit umweltmässig von A bis Z gedacht.
Das ist echtes zivilisatorisches Engagement! Schauen wir doch, dass wir unser Bauen wenigstens energetisch, ökologisch und klimatisch in den Begriff bekommen. Beginnen wir doch damit, mit sanften Materialien im urbanen Flachbau – das heisst ohne Hochhäuser – innerhalb der geltenden Bau- und Zonenordnung qualitativ hochstehende Siedlungen zu realisieren. Dann stimmt auch eher die Soziologie im Haus, in der Nachbarschaft und im Quartier. Sie ahnen es: Es kommt dann wie von selbst alles zu stimmen – auch unser Stadtbild. Mehr getraut sich «zuerivitruv» für heute nicht in die Zukunft hinauszulehnen.