Verlassen wir die Thematik des nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit stehenden Richtplans, denn er wurde vom Volk angenommen und es geht ab jetzt, wie besprochen, um die Langfristige Umsetzung mit den heute angesagten Korrekturen.
Wenden wir uns, wie ein Arzt, dem Stadtgewebe zu; «urban fabric» auf Englisch. An einer Veranstaltung in Zürich West wurde kürzlich die Pflege der verschiedenen Wachstumszonen angemahnt. Da hinein passt das Umfeld der Hardbrücke – ein klassischer «Flyover» aus dem letzten Jahrhundert. Die vor wenigen Jahren erfolgte Revision der Brücke wurde von talentierten Architekten begleitet. Öffentlicher Verkehr und Velo kommen besser zum Zug. Haltestellen wurden auf Auskragungen der Brücke lokalisiert und erhielten sehr schön detaillierte Spiraltreppen mit Lifts. Der Zusammenhang zwischen der hochliegenden Verkehrsebene und dem Stadtleben auf der grundebene ist intimer geworden. Es gibt jetzt auf der Grundebene einige aus Gebäuden vorstossende Cafés mit weissen Sonnenschirmen. Der vielgeschmähte und ursprünglich als Notlösung gedachte Flyover ist auf dem Weg der Domestizierung. Der «böse» Verkehr gleitet je länger je mehr fast unbemerkt über die Szene, die noch nicht ganz zu einer solchen geworden ist. Doch bewegen wir uns durch den Umbau fast unbemerkt auf einen Kippeffekt ins Positive zu.
Einerseits ist der schwebende Körper der Hardbrücke, besonders nachts, zum stärksten ordnenden Element im chaotischen Zürich West geworden. Die geniale Perimeterbeleuchtung macht es aus. Anderseits fehlt der Grundebene die «Seele». Wie konnte man nur Tramwagen, die über ein eigenes Dach verfügen, unter diesem teuren Dach zirkulieren lassen? Damit wurde das Herz der Grundebene unnötigerweise zerstört. Die beiden Seiten können nicht kommunizieren und der zentral liegende Tramkanal ist von grosser Unwirtlichkeit. Das ist eine rein technokratische Lösung ohne einen einzigen Gedanken an den Städtebau.
«zuerivitruv» schlägt deshalb vor, das grosszügige Dach zur frei begehbaren Mitte zu machen und der interessanten Betonstruktur ein helles Futter zu geben. Die ganze Umgebung der Hardbrücke wird immer zentraler und bedeutender, leidet aber seit Jahren unter dem Mangel an Aufenthaltsqualität. Wohin mit dem Tram? Wohin es gehört: auf die Strasse. Der dortige Autoverkehr ist derart gering, dass die Integration des Trams problemlos ist. Im stark zementierten Zürich West müsste niemand mehr Schatten suchen und niemand mehr den Schutz vor den Regentropfen. Hier kann die Keimzelle für ganz viel Entfaltung geschaffen werden. Im delikaten Herz der Artischocke!