Umnutzung in der Renaissance

Die Verwendung von Baumaterial und auch von Baustrukturen der Antike für Neubauten der Renaissance mutet aus heutiger Sicht im Sinne der Kreislaufwirtschaft fortschrittlich an. «Modern» kann man nicht mehr sagen, denn die Moderne hat mit viel Beton und Stahl, höchst energieintensiv, Neues geschaffen und vieles davon wieder abgebrochen und deponiert. 

Die Möglichkeit der Umnutzung bestehender Bausubstanz, die wir in den letzen Postings am Pfauen gesehen haben, ist bereits in der Renaissance/Barock angewendet worden. Carlo Fontana hat im Jahr 1696 eine Umwidmung des Kolosseums in Rom vorgeschlagen: «un sontuoso edificio sacro». Die Umwidmung hätte Umdeutung bedeutet: von einer Anlage der Belustigung durch grausame Spiele zu einer religiösen Gedenkstätte für die dortigen Opfer des frühen Christentums. Wäre Fontanas Plan realisiert worden, hätten wir seit 300 Jahren neues Leben statt der im Vergleich bescheidenen und depressiven Existenz der heutigen Ruine.  

Bei jeder Umnutzung stellt sich die Frage, wie gross, oder welcher Art die neue Identität sei. Hier wäre zweifellos ein Meisterwerk entstanden, mit grossem Echo in den Büchern der Kunstgeschichte. Genial, wie Fontana mit der elliptischen Arkade das Kolosseum anbindet und gleichzeitig einen Vorhof für die Kirche schafft!

Bild: Giacomo Pala

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