Wir wollen Teil der Stadt sein – wer nicht? Es gibt uns ein gutes Lebensgefühl, unseren schönen Lebensraum täglich überblicken zu können. Das garantiert Zürich seit der Ära Emil Klöti der Zwanziger- und Dreissigerjahre mit seiner Bau- und Zonenordnung. Mehr Etagen in der Mitte, weniger am Rand. Das garantiert – wie in Paris – den freien Blick und den offenen Himmel. Zusammen mit den Hügelketten entsteht, was Zürich prägt: die Stadt im offenen Gletschertal. Das macht die Freude, in einer guten europäischen Stadt zu leben.
Im Bild befinden wir uns unterhalb des Triemlispitals und versuchen gegen den Zürichberg, die Gegenseite der Stadt zu schauen. Der schwarze Neubau «H3» der Coop-Pensionskasse stellt sich in den Weg. Zusammen mit dem ehemaligen UBS-Hochhaus «Werd» bleibt ein Sehschlitz, in dem Kenner den Turm der Universität ausmachen können. Es ist wie in einem Festungsturm. Nur was die Sehschlitze übriglassen, ist noch erlebbare Gegenwart. Der grosse Rest der Stadt wird ausgeblendet und geht für uns verloren.
Das Team Odermatt/Gügler (Stadtrat und Stadtbaumeisterin) erteilt alle paar Monate ganz technokratisch einem weiteren Hochhaus die Ausnahmebewilligung. Ursprünglich war daran ein städtebaulicher Gewinn geknüpft. Das wurde offenbar zu kompliziert und ist schon lange fallen gelassen worden. Das erklärt die zufälligen Standorte und die rasante Geschwindigkeit mit der jetzt Zürich verstellt wird. Der freie Blick und die schönen Horizonte gehen verloren. Das neue Leben soll sich offenbar in Engnis zwischen Türmen und Wänden abspielen. Wollen wir das?
Bild: hellozurich