Urbanität oder Unwirtlichkeit

Urbanität beginnt im Gebäudesockel. Hier «spricht» das Gebäude mit der lokalen Welt auf dem Trottoir, der Strasse, dem Platz. Es geht um die gekonnte Behausung dieses Lebens an der Nahtstelle. Italien brachte schon vor Jahrhunderten die Arkade, Paris führte per Dekret 1863 das Mezzaningeschoss ein. Das ist eine Erweiterung des Erdgeschosses nach oben. Heinrich Ernst realisierte sein Mezzanin bereits 1892 in seinem prächtigen «Metropol», zwischen Stadthausquai und Fraumünsterstrasse gelegen. Für Kenner eines der besten Gebäude unserer Stadt. Schauen Sie, wie gekonnt der Architekt die Fassade von Erd- und Mezzaningeschoss in einer graugrün gestrichenen Eisenkonstruktion zusammengefasst hat! 

Der Prime Tower kann keinen Preis in Urbanität gewinnen: 

  • keine Arkade
  • kein Mezzaningeschoss
  • nicht einmal ein Erdgeschoss

Der Prime Tower verweigert das Gespräch, obwohl er im Zentrum eines neuen Stadtteils steht. Bald wird hier ein wesentlich grösserer Bahnhof gebaut; der Architekturwettbewerb ist längst ausgelobt. Es geht natürlich nicht, dass eine Glasfassade aus 126 Metern Höhe einfach in den Asphalt knallt und dahinter die ersten Arbeitsplätze mit ihren Computerbildschirmen hervorschauen.

Zürich hat ein Baukultur-Problem. Nicht nur im Stadtbild, auch im Detail. Eigentlich wäre für beides ein Stadtbaumeister zuständig. Der Gemeinderat und die Presse könnten sich der Frage annehmen. «zuerivitruv» will mit diesen Posting ein Zeichen gegeben haben.

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