Die Moderne altert: Nicht nur die Bausubstanz selbst, auch einzelne Konzepte haben sich überlebt. Archithese brachte kürzlich den Überblick über die 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts. Was da alles passierte: Raus aus den Kernstädten und Schaffung von Banlieue. Noch schlimmer in den USA: mit dem Auto raus aus der Stadt und Zerfall der Innenstädte. ICOMOS (internationaler Rat für historische Stätten mit Sitz in Paris) musste gegründet werden um den Umgang mit der bestehenden Stadt einzufordern. Man begann die Stadt als ein Ganzes aus Alt & Neu zu sehen. Man begann Banlieuebauten zu sprengen. Links im Bild Pruitt Igoe, St. Louis 1972.
Der gewaltige Überblick von Archithese kann uns heute auf die Beine helfen. Fehler dürfen sich nicht widerholen. Z.B. die unbegründete Hochhausbesessenheit in Zürich; der respektlose Umgang mit der schön und topographisch interessant gelegenen Stadt. Eine europäische Stadt zu sein ist vergessen gegangen. Dazu kommt – ohne ans Ganze zu denken – die eindimensionale Zurverfügungstellung des Stadtraums als Investitionsareal. Der Zürcher Architekt Rolf Keller hat 1973 in seinem viel beachteten Buch «Bauen als Umweltzerstörung» Alarm geschlagen. Wir brauchen ihn heute wieder.
Rettung bietet sich jetzt (elegant!) von aussen an: Die Energiefrage verlangt «Low Tech», d.h. einfache Bauweise mit minimalem Technikanteil; Ökologie verlangt energiearme Baumaterialien und Kreisläufe; Stadtklima verlangt unbehinderten Luftaustausch. Damit fallen wohl als erstes die Hochhäuser vom Tisch.
- Brechen Sie einmal ein Hochhaus ab.
- Sanieren Sie einmal die Fassaden eines Hochhauses (40 Mio für Hardautürme).
- Ziehen Sie einmal ein Kind im 24. Stock auf.
Die Antwort ist der verdichtete urbane Flachbau in einem stark durchgrünten Stadtgewebe. Das macht glücklich und ist bezahlbar (Bild rechts)