Das ist ein kleines Gedankenspiel in fundamentaler Stadtästhetik. Dazu eignet sich die grosse Errungenschaft von Paris, der Höhenplafonds für Gebäude, genannt «le Gabarit», bestens. Wir sehen im Bild die immer noch grösste Ausstellungshalle der Welt, das Grand Palais, erbaut um 1900. Sie soll uns als Beispiel dienen.
Im hellen warmtönigen Steinmaterial von Paris geht es hinauf bis zum Gabarit. Das entspricht etwa 6 Etagen. Alles, was beim Grand Palais darüber hinaus geht, ist ein riesiges verglastes Stahlgewölbe. Manchmal glänzt es, manchmal ist es transparent; nachts leuchtet es wie ein Kristall. Stupend: die Grenze des Gabarit ist sowohl von innen wie auch von aussen erlebbar! Die Einordnung ins Stadtbild ist perfekt.
Diese Extravaganz ist in Paris nur darum erlaubt, weil das Grand Palais von allgemeinem Interesse ist. Diese Haltung darf man als Volonté Générale bezeichnen. Die selbe Ausnahme gilt auch für das kürzlich erwähnte Centre Pompidou, die neue Bibliothèque Nationale und selbstverständlich den Eiffelturm. Mit diesem klaren Grundsatz lässt sich erstens eine chaotische Stadt vermeiden. Im Weiteren bleibt die Stadt mit dem offenen Himmel überblickbar und für alle lesbar. Das Wichtige sticht heraus. Machenlassen oder Gestalten? – das ist die grosse Frage im Städtebau. Auch in Zürich?