Wie im letzten Posting angekündigt, starten wir mit Abschnitten aus dem Interview, die hier als grün unterlegtes «Bild» erscheinen. Jan Gehl öffnet in diesem Abschnitt als Wissenschaftler im Stadtbauwesen seine Erkenntnis, dass das In-die-Höhestapeln von Menschen irgendwo eine Grenze des Guten überschreitet. Ein gewisses Stapeln ist notwendig um Dichte zu erzeugen. Geht es aber zu hoch, kommt es zur Entfremdung von der Bezugsebene der Stadt und es läuft den Instinkten des Menschen zuwider.
In Paris – und das sollten wir auch heute nicht vergessen – kam es bereits 1863 zu Regelungen, die genau diesen lebbaren Bereich optimal gestalten wollten. Das ist eine Zivilisationsstufe, die bei uns weitherum immer noch nicht errungen wurde. Sie funktioniert so: Erdgeschoss und Mezzanin bilden eine sehr durchlässige Sockelzone im Austausch mit der Strasse – dem urbanen Bewegungsraum. Pfeiler statt Mauern erlauben diesen Austausch. Darüber kommt das Wohnen mit konventionellen «Lochfassaden» (Fensteröffnungen). Und darüber gibt es noch ein zurückgesetztes Attika und die prägenden in Zink gedeckten Dächer. C’est tout! Alle Baustile seither haben dieses wertgebende Muster auf ihre Art interpretiert. Die Gebäude sind übrigens unten rechts mit Architekt und Baujahr bezeichnet.
Damit hat Paris mit Würde und Vielfalt vierfache Einwohnerdichte von Zürich erreicht. Warum meint Zürich mit seiner geringen Dichte in wild gestreuten Hochhäusern dilettieren zu müssen?
P.S., die linke Zürcher Zeitung, Nr. 22/22, 3. Juni 2022, Seite 12 www.pszeitung.ch
Artikel: https://www.pszeitung.ch/hochhaeuser-passen-nicht-zum-homo-sapiens