Verspäteter Hochhauskult – Zürich verschläft den ökologischen Städtebau

«zuerivitruv» geht davon aus, dass wir uns geistig und kulturell bereits im ökologischen Zeitalter befinden. Die Praxis kann nicht kurzfristig folgen, die Weichenstellung jedoch schon. Die Rahmenbedingungen haben weltweit geändert, der Paradigmenwechsel ist erfolgt: Eric Gujer, der Chefredaktor der NZZ, hat in seinem Leitartikel um die Jahreswende der Lösung der Klimakrise die höchste Priorität eingeräumt. Doch in dieser Zeit sieht (erwischt) man die Stadt Zürich, wie sie sich immer noch vorwiegend mit dem aus der Zeit gefallenen Hochhaus beschäftigt. In einer Welt, die nicht mehr die selbe ist, hat sie nach 20 Jahren am letzten Mittwoch die 2. Stufe des Hochhausleitbilds gezündet. Die Ressourcen des Amtes für Städtebau sind dadurch blockiert. Es gab keine Energie, den längst fälligen Start des ökologischen Städtebaus auf die Beine zu stellen. 

Da wird mit viel Akribie ein Hochhauskult auf die Beine gestellt. Bald wird das Leitbild elektronisch zugänglich sein. Hochhäuser ragen in jedem Fall aus den Häusermeer heraus und in unserem offenen Gletschertal ist jeder neue Standort sofort spürbar. Deswegen schmerzt das bisher entstandene Stoppelfeld. Dieser Aspekt wird aber nicht therapiert; vielmehr geht die Akribie in Dachrestaurants und die Erdgeschosse. Die weitere Hochhausproduktion soll durch Anforderungen gerechtfertigt werden, die auch für jedes Gebäude im urbanen Flachbau gelten müssten, da jedes Gebäude seiner Stadt etwas geben soll. Fazit: Die Frage der Rechtfertigung des Hochhauses in unserer Zeit wird mit dem Mittel der genannten Akribie umgangen. Ist das elegant? – wird unser Gemeinderat diesen verspäteten Hochhauskult im Zeitalter der Ökologie durchwinken? 

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