Zürich – das geht oft vergessen – ist eine eminent europäische Stadt – und dann noch am Kopf eines Binnengewässers inmitten von Hügelzügen und Alpenblick gelegen. Es gibt ein gebautes Mittelalter, ein gebautes Aufblühen im Barock, im Klassizismus, in der Moderne und das Heute. Dieses Geschichtsband ist in sich schon wertvoll. Oder besser: in Europa das Wertvollste überhaupt. Es zeigt die Summe der Errungenschaften der Gemeinwesen in den aufeinanderfolgenden Epochen.
Ist mit der Einführung von speziellen Hochhauszonen im Jahr 2001 der Faden gerissen?
Ja, weil das Hochhaus in der langen Geschichte einen Bruch bedeutet und weil sein zufälliges «Stoppelfeld» in Zürich zu einem hässlichen Stadtbild geführt hat. Ja, weil mit dem Hochhaus keine Verdichtung erzielt wird. Ja, weil das (Wohn-) Hochhaus zu einer Entfremdung zwischen Bewohnerschaft und der städtischen Umgebung führt.
Nein, weil die ganze Welt, vor allem jetzt auch die Dritte, massenhaft zum Hochhaus greift. Nein, weil was alle machen, nicht falsch sein kann. Nein, weil Fehler ja, wie so oft geschehen, wieder abgebrochen werden können. Nein, weil wir so frei sein wollen, wie die Schnellaufbaustädte Chinas.
Wo ist der Bürgerstolz, der uns die Augen öffnet und uns befähigt, unseren eigenen Weg, der für uns stimmt, zu gehen? Seien wir intelligent, nutzen wir die Energiedebatte um gesichtswahrend-elegant aus den Hochhausleitbildern auszusteigen. Das könnte die politischen Parteien interessieren.
Wir haben eine eigene Vergangenheit. Machen wir unsere eigene Zukunft. Lassen wir die Trends weg – Trends sind zu launisch und passen nicht zu Städtebau. Halten wir die Ansprüche weiterhin hoch: Zürcher Sorgfalt und Qualität.