Idealer Baustein für die europäische Stadt

Wir müssen wieder lernen, gut an den öffentlichen Raum zu bauen. Wir müssen mit dem öffentlichen Raum sprechen. Hat dies jemand je besser getan, als Antoni Gaudi? Seine Casa Milà von 1909 schaut einem an und beginnt zu sprechen: Da ist der geräumige Hauseingang, da sind die Läden und darüber ein Mezzaningeschoss, die mit dem Trottoir kommunizieren. Darüber eine weitere Etage die zum Strassenraum spricht. Dann folgen die vier Wohngeschosse mit ihren privaten Balkonen. Für jede Höhenlage ist der Bezug zur Strasse für sich optimiert. Gelungen ist auch die Eckbildung des Strassenblocks. Das ist harte Arbeit, nicht einfach die x-fache Aufschichtung des Selben. Auf den ersten Blick werteten wir alle dieses Meisterstück ein Jahrhundert lang einfach als ein architektonisches Gaudi. Jetzt sehen wir, dass viel mehr dahinter steckt.

Die Casa Milà ist der ideale Baustein für eine europäische Stadt im urbanen Flachbau. Bauherren und Architekten sind jetzt aufgefordert, die Version für das 21. Jahrhundert zu formulieren. Wer veranstaltet den Architekturwettbewerb? Oder hat die Stadt Zürich das geeignete Grundstück? Auch Investoren könnten die Initiative ergreifen und der trostlosen Investorenarchitektur selbst ein triumphales Ende bereiten und der Stadt Zürich eine Ikone widmen. In Rom haben das 1964 die Architekten Vincenzo, Fausto e Lucio Passarelli gleich selbst gemacht: Edificio polifunzionale in Via Campania 59. Darüber ein anderes Mal.

Ein Kommentar zu “Idealer Baustein für die europäische Stadt”

  1. Lieber Pollius Vitruvius
    Mache mal einen Spaziergang im «booming» Quartier Hochbord in Dübendorf. La Grande Tristesse! Da wird städtebaulich alles falsch gemacht, was falsch gemacht werden kann. Eine komplett überforderte Behörde und schamlose kulturlose Investoren schaffen das Gegenteil eines lebendigen Stadtquartiers – für Jahrzehnte in Beton gegossen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert