Am Zürcher Hitzekanal

Wir schliessen mit der Europaallee ans letzte Posting an, denn sie ist Teil der Hochhauswand, die infolge von Gestaltungsplänen und Hochhauszonen gegen Westen wächst. Das Gleisfeld selbst ist dabei ein Streifen, der sich bis auf 300 Meter ausweitet: ohne Bäume und ohne Gewässer die grösste Hitzeinsel in Zürich. Heute erweist sich die Ausscheidung von Hochhauszonen auf beiden Seiten als ungünstig:  Aus der Hitzeinsel entsteht jetzt ein von Wänden eingeschlossener Hitze-Kanal! 

Wie letztes Jahr im Tages-Anzeiger zu lesen war, hat Peter Stünzi, der frühere Leiter des Gartenbauamtes (heute Grün Zürich), schon 1987 davor gewarnt, dass Zürich in ein Überhitzungsproblem gerate und forderte entlang den Geleisen grüne Ausgleichsflächen und Alleestrassen quer dazu. Vorausschauend hat er auf die Landreserven der SBB am Gleiskörper hingewiesen. Inzwischen ist nicht nur alles verbaut, auch der Hitzekanal zwischen den aufragenden Hochhäusern ist kräftig am wachsen. Die Bilder zeigen die Europaallee, die Hochhauswand an der Hohlstrasse und auf der gegenüberliegenden Seite das IBM-Gebäude mit den schwarzen Vulcano-Türmen. Wohlgemerkt, das Bauamt trägt mit der Vorgabe der Dimensionen die Verantwortung – die Investoren füllen sie lediglich aus.

Darf in Zürich auch einmal über Stadtästhetik gesprochen werden? Wer hat Freude an diesen «Wänden» und dahinter an den sich ausbereitenden «Stoppelfeldern» der Hochhaus-Streubauweise? Zürich hat um 1900 – ebenfalls während einer grossen Wachstumsperiode – mit Quaianlagen und neuen Quartieren gestalterisch zugelegt. «Wachsen & Gestalten» das ist die offene Frage unserer Wachstumsperiode.

Ein Kommentar zu “Am Zürcher Hitzekanal”

  1. Gute Beobachtung! Das Mikroklima im Gleisbett und in der Nähe davon ist definitiv sehr anders. Schon vor Jahren konnten Interessierte an solchen Exkursionen in den Güterbahnhof teilnehmen und sich davon überzeugen, dass hier viele wärmetolerante Pflanzen wachsen…Aber, die schönen Wohnungen werden doch sicher alle eine Klimaanlage haben. Vernetztes Denken findet nicht mehr statt, Klimaziele stecken und dann Irrsinn vor der Haustüre…

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