Die Kiste auf dem Bahnhofplatz

Ein Leserbrief vom 13. November in der NZZ:

«Die sorgfältige Restaurierung und Renovation des Zürcher Hauptbahnhofs bringt diese städtebauliche Perle aus dem 19. Jahrhundert wieder voll zur Geltung. Umso beschämender steht jetzt dieser Riegel der unbedarften Tramstation vor dem Gesicht des Meisterwerks. Der livrierte Portier des Hotels Schweizerhof ist verdeckt. Gleich vier Glasfronten – 2 und 2 beidseits der Perrons – und die eingesetzten Reklamekästen verriegeln den Blick der Ankommenden auf die Stadt. Ist das der Zürcher Städtebau? Ist das unser Empfang der Bahngäste?

Das muss nicht so sein, denn eine der schönsten Tramstationen Europas steht in Zürich: am Bellevue. Sie ist zu allen Seiten offen und empfängt mit ihren ausladenden Dächern die Fahrgäste. Dieser Zweckbau ist sogar im palladianischen Sinn «ornamento alla città». Mein Vorschlag: sofort ein Architekturwettbewerb!»

Dem damaligen Stadtrat Ruedi Aeschbacher ist es zu verdanken, dass der oberirdische Zugang vom Hauptbahnhof zur Stadt vor Jahrzehnten möglich geworden ist. Darauf folgte ein Architekturwettbewerb für die prominente Tramstation: Den 1. Preis erzielte eine hundertprozentige Glaskonstruktion inklusive Stützen, der jedoch die Ablastung auf der Konstruktion des Shop-Ville nicht gelang. Resultiert hat der lange auf dem Platz liegende Kasten, der Verhindert, dass ein Platzgefühl aufkommen kann und dass alle alles sehen können. Zürich hat einen Schrank in die Mitte des Wohnzimmers gestellt.

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