Im Unterschied zum Mount Fuji – dem heiligen Berg Japans – sind die aus der Stadtsilhouette herausragenden Hochhäuser von Zürich weder Objekte der Verehrung, noch sind sie erfreulich in ihrer zufälligen Streuung in Form eines chaotischen Stoppelfelds. Hokusais «One hundred Views of Mount Fuji» zeigen die Sicht des heiligen Bergs aus verschiedenen Gegenden Japans. Erhebung muss etwas mit Bedeutung zu tun haben.
Es ist die Eigenschaft von Hochhäusern, herauszustechen und von überall her sichtbar zu sein. Im offenen Gletschertal von Zürich sind sie Störung des Stadtbilds. Aus Störung kann nur dann Bedeutung werden, wenn das Objekt höheren Zwecken der Allgemeinheit dient. Erst dann wird Bedeutung und Gestalt kongruent. Sind es nur kommerzielle «Placements», gerät der Ruf der Stadt unweigerlich in Zweifel: Schaut denn niemand, keine Behörde, keine politische Instanz für das Stadtbild? Ist die Stadt geistig durchkommerzialisiert? Haben sich Kultur, eigene Geschichte und Eigenart der Stadt abgemeldet? Wollen wir, dass Mammon-Türme unser Stadtbild dominieren und Zürich einer asiatischen Schnellaufbaustadt gleicht? Wir müssten uns die Frage stellen, wie es überhaupt zu diesem Unglück gekommen ist. Soviel ist bekannt: Zürich fühlte sich Ende der Rezession der Neunzigerjahre so geschwächt, dass händeringend eine Medizin auf den Tisch musste. Es war die falsche. Heute sehen wir das chaotische Resultat. Und hier die Frage, warum im Übergang zum über Jahrzehnte anhaltenden Boom der Ausstieg aus der schädlichen Medizin verpasst wurde. Ein Redaktor nannte als Grund den amtlichen Baufilz: Festhalten an obsolet gewordenen Gewohnheiten trotz veränderten Umständen.