An Stelle von altmodischer Hochhausklotzerei

Zwei Auslöser provozierten dieses Posting: Das überaus warme Frühlingswetter und das Eintreffen der neusten Ausgabe 4-2024 der Architekturzeitschrift «WERK bauen+wohnen». Während dem im Amt weiter an der Neuauflage der Hochhausrichtlinien gearbeitet wird, bringt das WERK eine Ausgabe mit dem Titel «Pflanzenbaustoffe». Das geht von Flechtwerken aus Gras über weitere Pflanzenbaustoffe (Stroh, Kork, Holz), und Lehm bis zur klugen Ergänzung von Gebäuden durch tiefwurzelnde Grossbäume im Strassenraum. Das ist nichts anderes als die kühne Übersetzung des gegenwärtigen Paradigmenwechsels Energie/Klima/CO2 in die Realität: Geringere oder gar Vermeidung der Produktion von CO2, aber auch das Binden von CO2 werden getestet. 

Wie in den wunderbaren Konstruktionsbüchern der Vergangenheit werden dieselben Darstellungsmethoden, wie zum Beispiel Axonometrien, doch mit völlig anderem Inhalt präsentiert. Da wird jetzt am Laufband erfunden! Etwas Berauschendes liegt in der Luft und die schon altmodisch gewordene energieintensive Zürcher Hochhaustreiberei verkommt dabei zum störenden Nebengeräusch. Viele Höhenräusche müssen einmal enden. In der Zürcher Realität könnte das im guten Fall so aussehen: Der Gemeinderat legt die Hochhausrichtlinien auf Eis und beauftragt den Stadtrat stattdessen mit der Ausarbeitung einer Vorlage für den klimagerechten Städtebau. Damit wäre der Paradigmenwechsel auch in der Stadtzürcher Baupolitik angekommen.

Ein Kommentar zu “An Stelle von altmodischer Hochhausklotzerei”

  1. Ich habe mich über diesen Beitrag sehr gefreut! Wie so manches im lebendigen Leben hat auch die Architektur zwei polare Wurzeln: Die Höhle und das Baumnest. Je nach Klimazeit und Klimazone hatten natürlich beide ihre Logik und ihre Berechtigung. Die Kopfgeburt der Moderne jedoch – nur weil technisch machbar – beides zu kombinieren: Massive Höhlen in Baumkronen zu errichten war aber keine besonders kluge Idee.

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