Die zweite grosse Bauperiode Zürichs dauert immer noch an. Die erste gegen Ende des 19. Jahrhunderts war erfolgreich und führte im Wachstum zu einer sehr schönen Stadt. Das gegenwärtige «Vollgas» – praktisch ohne städtebauliche Führung und Vorstellung – entbehrt nicht einer gewissen Tragik, denn Planen und Bauen hat eternellen Charakter und die Planungs- und Baukultur der tätigen Generation wird gnadenlos gespiegelt. Unter anderem der unkontrollierte Wildwuchs in viel zu grossen Hochhauszonen.
Die Zeitschrift «Hochparterre» platzte kürzlich mit der sensationellen Neuigkeit in diese Leere: «Endlich gibt es einen Master Städtebau». Dürfen wir hoffen? Da kann uns ein Blick in die Vergangenheit helfen: Alfred Escher suchte bei der Gründung der ETH in Zürich um 1860 einen geeigneten Lehrer für die Bauschule. Richard Wagner schlug seinen damaligen Kampfgenossen im missglückten bürgerlichen Aufstand 1848 in Dresden, Gottfried Semper, vor. Damit begründete er die Architektengeneration, die später die Zürcher Palastbautradition hervorbrachte. Das «Metropol» am Limmatquai gehörte dazu. Die Gemeinde Zürich erkannte die Wachstumsphase und gestaltete sie: Stadtbaumeister Caspar Conrad Ulrich und Stadtingenieur Arnold Bürkli machten Pläne für u.a. die Bahnhofstrasse und umarmten das Seebecken mit den Quaianlagen 1887. Bleibt die Frage, wann in unserer grossen Bauperiode die ersten Schüler in die Praxis ausgreifen. Mit 5-10 Jahren ist zu rechnen. Zu spät?
Keine planungs- und baukultur – dafür eine unmenge reglemente, vorschriften und schikanen. Wie soll man das grosse sehen wenn man vollauf beschäftigt ist mit sandkörner ordnen.
Gruss
Peter