Sehen wir uns im Bestand um, dann haben wir im Quartier Unterstrass ein solches urbanes Biotop von hoher Dichte. Die Mehrfamilienhäuser stehen zwar dicht, jedoch dezidiert frei an den Strassen. Rundum der minimale Grenzabstand. Was vor über 100 Jahren als «bis ins Letzte ausgerechnet» erschien, ist heute eine erstaunlich lebenswerte Bauform. Jeder, der da wohnt, ist ins Stadtgewebe eingebunden, denn es besteht Bezug zum Aussenraum. Kinder und Erwachsene erreichen noch mühelos den Strassenraum. Kinder rennen die Treppen hinunter und springen aufs Trottinett und schon sind sie bei den Kameraden. Das schafft Verbindung und «Heimat». Es ist die gesagte Nähe zur Strasse, es ist die nachbarliche Geräuschkulisse – das erheiternde Gebrabbel und doch die Privatheit auf der Etage. Kaum zu beschreiben ist dieses spezielle Lebensgefühl im guten europäischen Quartier. Als Geschenk der Dichte ist kein Laden oder Geschäft zu fern. Auch das Schulhaus nicht und im Fall von Unterstrass der Rigi-Platz und die Stolze-Wiese.
Es scheint, dass gute Stadtquartiere eine Frage des austarierten Gelichgewichts sind. Vielleicht müssen wir uns mehr um solches Gleichgewicht im Ganzen kümmern, als nur ums einzelne Haus. Wo ist die gestaltende Hand?
Vor der gestaltenden Hand benötigen wir vor allem einen Willen zur Gestaltung (und nicht nur zum Profit) – denn Gestaltung ist Haltung!