Wie wir im letzten Posting gesehen haben, braucht es für eine schöne und angenehme Stadt mehr als das Zulassen oder sogar Fördern eines wilden Pflanzens von Türmen. Nur kompetente und engagierte Persönlichkeiten im Stadtrat und auch im Parlament können erkennen, was eine Epoche erfordert. Wird die Leistung einer europäischen Stadt erkannt, spricht sich das herum: In Paris wird Aufenthalt und Quartier wichtiger, was automatisch zu Abnahme von Verkehr führt. Barcelona gewinnt in seinem fast unendlichen Muster von quadratischen Strassengevierten durch Umorganisation viel Lebensraum auf seinen Kreuzungen. München und Dresden schauen mit Gestaltungskonzepten in die Zukunft.
Ein Zürcher Architekturbüro erhält in Deutschland Aufträge und gewinnt Wettbewerbe für Quartiere und Stadtteile. In Zürich gibt es diese Verwebung von Voraussicht und Stadtentwicklung noch nicht. Nach mindestens 25 Jahren ohne Stadtplanung hat sich kein genügender Zivilisierungsgrad erreichen lassen. Das Wachstum wird schal und es ereignen sich Fehlleistungen wie nur schon an der Limmat mehrfach geschehen. Das ist der Schatten der Tramdepot-Hochhäuser auf den Wipkingerpark und das Scheitern der Uferschutzinitiative für den Limmatraum. Der Stadtplaner Jürg Sulzer schrieb im Titel seines Beitrags in der NZZ am Sonntag vom 18. Mai: «Auch Zürich hat ein Anrecht auf guten Städtebau». Erfolgreiche Stadtentwicklung muss organisiert sein, sie ereignet sich nicht von selbst. Die Wahlen lassen hoffen, dass der Blindflug einer klaren Vorstellung von Stadtentwicklung weicht.