HHLB 16: Opferquartiere

Aussersihl, Industrie, Altstetten, Albisrieden, Wiedikon, Leimbach, Oerlikon, Affoltern, Schwamendingen, Oberstrass, Fluntern sind die von Hochhauszonen betroffenen Quartiere. Die einen erhalten eine Hochhauszone mit unlimitierter Höhe, zwei Zonen erstrecken sich entlang der Limmat, vier breiten sich an Hanglagen aus.

Die grösste Fläche bedeckt die hellbraune 40 Meter-Zone. Ein Prototyp einer solchen Störung im Stadtbild verkörpert das dunkle Eckgebäude «Hoch3» an der Birmensdorferstrasse, wie in den Postings vom 16. 13. und 12. Januar beschrieben. Solche, aus Verlegenheit als «Akzente» beschriebene Fremdkörper, können sich ungehemmt am Uetliberghang, in der Gartenstadt Schwamendingen und in Zürich Nord ausbreiten. 

Der Gartenstadt Schwamendingen wäre mit gestapelten Reihenhäusern besser gedient und die grossen Hanglagen am Uetliberg könnten terrassiert bebaut werden, wie es die Siedlung Grünmatt vorgemacht hat. Beides sehr dichte Bauformen!

Da Hochhäuser gemäss dem Zonenplan der Stadt Zürich keine Mehrnutzung gegenüber der Regelbebauung aufweisen dürfen, ist der Grund nicht ersichtlich, warum solche aus dem Stadtbild herausragende «Stumpen» gepusht werden sollen. Aus einer grösseren Optik gesehen sind gestreute Stumpen nicht Beitrag sondern Schaden für unser Stadtbild. Das revidierte Hochhausleitbild ist abzulehnen.

Die Unterschriftensammlung für die Uferschutzinitiative läuft unter: 

www.uferschutz.ch  oder über:  https://collect.campax.org (uferschutz)

HHLB 15: das Dichteoptimum

Der Städtebauforscher Michael Mehaffy hat einen Gedanken formuliert, der für Zürich interessant ist. Er fragte sich und forschte, wo das urbane Dichteoptimum liege. Dichte, Bewohnbarkeit, Baukosten sind die Parameter. Wie er sagt, biegt die Kurve oberhalb eines Optimums ab. Wird mit dieser Erkenntnis nach Stadtteilen gesucht, finden sie sich u.a. in London, New York und Paris. Das sind die Teile dieser Städte, die im sogenannten urbanen Flachbau erstellt wurden: die «Haussmannniennes» mit 5 1/2 Etagen in Paris, die Brownstone-Quartiere New Yorks (und Brooklyns) mit 2-5 Etagen und die grandiosen Reihenhausquartiere Londons in den Stadtteilen Belgravia, Kensington, Chelsea und Notting Hill (zuerivitruv ab 19. März 2021). Die Dichten sind hoch, die Lebensqualität ebenso. Das Hochhaus kommt nicht vor. 

Es wäre wünschbar, wenn sich unser Amt für Städtebau mit solchen Forschungen auseinandersetzen würde, bevor im Blindflug das in den letzten zwanzig Jahren nicht erfolgreiche Hochhauskonzept um weitere Jahrzehnte verlängert wird.

Bilder: Hamburg & Niederlande

HHLB 14: Es gibt Städte, die bedauern

Die Tour Montparnasse wird noch heute mehrheitlich bedauert. Es war im Jahr 1973 ein Kraftakt, der zeigen sollte, dass Frankreich auch in der Lage war, «Manhattan» zu spielen. Das ist zwar mit 210 Metern Höhe gelungen, doch wird die Tour Montparnasse bis zum heutigen Tag nicht geliebt. Wie der Mount Fuji in den dutzenden von Ansichten von Hokusai ist er von überall her präsent – jedoch im negativen Sinn. Das ist (fast von überall her) Schädigung des Stadtbilds einer der schönsten Metropolen der Welt.

Fünfzig Jahre später kommt das kleine Zürich und will seine bereits 20 Jahre alten Hochhauszonen mit einem revidierten Hochhausleitbild um weitere Jahrzehnte verlängern. Das bisher entstandene «Stoppelfeld» hat die Stadt an den Rand der Hässlichkeit gebracht – dorthin, wo London bereits angelangt ist. Der Gemeinderat hat es in der Hand, die Fortsetzung in die falsche Richtung zu verhindern und stattdessen für Zürich den Beginn des ökologisch/ökonomischen Städtebaus zu fordern.

HHLB 13: ein bisschen Ästhetik in Zürich

Vor Ihnen liegt das Titelblatt der Dokumentation für die Revision des Hochhausleitbilds. Das Foto ist im neuen Opferquartier Altstetten aufgenommen. Eine starke Reaktion kam aus der Nachbarschaft des neuen Basilisk-Turms, aus der bemerkenswerten Siedlung «Kappeli» – einem guten Beispiel für verdichteten urbanen Flachbau – von Architekt Theo Hotz (vgl. Posting vom 6. Oktober). «Havoc im Stadtbild» und «Stoppelfeld», das sind die passenden Ausdrücke.

«zuerivitruv» hatte kürzlich politischen Besuch und präsentierte die oben abgebildete Titelseite. Abruptes Gelächter – das ist die primäre ästhetische Reaktion eines gesund empfindenden Menschen. Ist Ästhetik in Zürich aus dem Repertoire gefallen? Soll die Stadt den europäischen Habitus über Bord werfen und sich an Wuhan, Chengdu oder anderen Schnellaufbaustädten dieser Welt orientieren? Ist Zürich seit dem Erlass der Hochhauszonen im Jahr 2001 in einer Zwangsmechanik gefangen, die das gesunde Empfinden ausschliesst? Als gut gewachsene europäische Stadt gelang es Zürich immer wieder, die Vorgeschichte zu integrieren und an ihr weiterzubauen. Aus unbrauchbaren Sumpfufern entstanden z. B. die prächtigen Quainanlagen, aus Rebhängen schöne Wohnquartiere. Wenn diese gut europäische Tradition fortgesetzt werden soll, gilt es zu verhindern, dass der Vorschlag zur Revision des Hochhausleitbilds Gesetzeskraft erlangt. 

Zürich als gute europäische Stadt

Nach den dunklen Erfahrungen in der 40 Meter-Hochhauszone an der Birmensdorferstrasse braucht es eine Pause für die Seele. In den über viele Epochen gewachsenen europäischen Städten «muss» man gewärtigen, dass einem auf Schritt und Tritt Schönes oder Interessantes begegnet.

Hier ein paar Eindrücke von einem kurzen Abstecher in die Altstadt – «was einem vor die Nase kommt». Übrigens bei leichtem Schneetreiben. Wir streifen mehrere Bauepochen. Der 1. Preis geht wohl an die noble Kantonsschule aus dem Jahr 1844. Doch auch das Zahnärztliche Institut, das die alte Zeder leben liess, macht Freude. Das Konservatorium, wo ein Vater sein Kind zum Geigenunterricht bringt und ein Steinwurf davon entfernt der Rechbergpark – beide tragen auf ihre Weise zum Leben der europäischen Stadt Zürich bei. Ein Geflecht von so hoher urbaner Qualität ist eine Frage der Gesinnung der Bevölkerung über Generationen – in Zürich macht die kollektive Gesinnung seit ein paar Jahren Pause.

HHLB 12: Man fürchtet die Folgen von weiteren 20 Jahren

Der dunkle Zahnstocher im Stadtgewebe beschäftigt «zuerivitruv» weiter, weil er in die Zukunft unserer Stadt extrapoliert. In den fünf Postings zwischen 23. September und 10. Oktober wird auf das erstaunlich grosse Tempo der auf Hochtouren laufenden Hochhausproduktion hingewiesen. 

Beim Hochhausleitbild (HHLB) geht es nicht nur um Details des jetzt gerade vorgeschlagenen Inhalts, wie zum Beispiel die «Dubai-Zone» ohne Höhenlimite, sondern um die Folgen der Dynamik, wenn den bisherigen 20 Jahren dieses Regimes weitere 20 folgen sollten. Alle paar hundert Meter wäre ein Turm zu ertragen. Das Stadtbild in den Hochhauszonen würde zur grossen Chaoszone im einst schönen Gletschertal und die Stadt Zürich hätte den Anschluss an den ökologischen Städtebau verpasst. 

HHLB 11: Hotz & Hoch3

Der lange und elegant gegliederte Bau im Vordergrund stammt von Architekt Theo Hotz. Er beherbergt den Wiediker Markt, Büros und Attikawohnungen. Jede dieser drei Nutzungen ist (sichtbar!) optimiert. Das macht das Gebäude zum interessanten Beitrag an die Birmensdorferstrasse. Gemäss den neuen Hochhausrichtlinien erhofft man sich von der Kategorie der 40-Meter-Hochhäuser Akzentuierung – es ist hier aber ein Befremden in der der hell verputzten Abfolge der Häuser. Der dunkle «Akzent» ist dumpf geraten; die Ecke wäre glücklicher mit einem weiteren Bau von Theo Hotz. Jede aufragende Bausünde war damals ein «Akzent», als wir aus einem verständlichen Minderwertigkeitskomplex heraus noch alles kritiklos aus Amerika importierten.

Das Hoch3-Hochhaus ist wie in den fünfziger Jahren ein «Akzent». In Oftringen erhob sich damals ein Hochhaus mitten aus dem Dorf. Es ist heute noch von der Autobahn aus zu sehen. Hoch3 ist ein Immobilien-Placement, wie sie heute Typisch sind. Das Hochhausleitbild aus dem Hochbaudepartement will solche Bautypen fördern. Doch sind sie nicht viel eher «Warzen» im Stadtbild?

HHLB 10: Beispiel aus der 40 Meter-Zone

«Hoch3» heisst die Bebauung an der Kreuzung von Gut- und Birmensdorferstrasse. Sie ist als gutes Beispiel in der Dokumentation über die Revision des Hochhausleitbilds erwähnt.  

Sie sehen im Bild, was das Gebäude für unsere Stadt bedeutet. Der dickliche schwarzgrüne Turmstrunk passt in keiner Weise in die Umgebung der hellen verputzten Bauten des Quartiers. Dadurch, dass er aus dem Häusermeer aufragt, sind ganze Stadtteile, wie Ober- oder Unterstrass nicht mehr sichtbar. Die Kirche Fluntern und die Universität sind gerade noch davongekommen. «zuerivitruv» verwendet für die Häufung solcher urbanistischer Regelverstösse bekanntlich seit längerem den Ausdruck «Stoppelfeld». Mit der Ablehnung des neuen Hochhausleitbilds kann der Gemeinderat die Fortschreibung der Fehlentwicklung im Stadtbild von Zürich verhindern.