Der nächste grosse «Fall» mit 265 Wohnungen ist bereits im Bau: Die noch vor Ende Jahr bezugsbereite Wohnsiedlung «Letzi» besteht aus einem liegenden, jedoch achtstöckigen Mäander und an dessen Schlusspunkt einem 24-stöckigen Turm in dem Alterswohnungen gestapelt werden. Im Mäander sind ein Teil der Wohnungen für kinderreiche Familien vorgesehen. Wie wir von Marco Hüttenmoser (2 und 3 Postings zurück) wissen, ist mit dem dritten Stock Schluss mit gutem und umgebungsbezogenem Aufwachsen. Dass wir hier wieder den Staat mit dem Bau, diesmal von Wohnungen für kinderreiche Familien in abgehobener Höhe sehen, könnte in Zukunft für Erstaunen sogen.
Hat da Masse Vorrang vor Klasse? Schliesst hier eiskalte technokratische Mengenbewältigung den menschengerechten Bau von Familienwohnungen aus? Wir sehen in unserer Stadt oft hochaufragende Wohnburgen die dem erinnernden Auge bekannt vorkommen, gegen den Himmel wachsen. Nicht nur die Höhe erschreckt, es ist auch die zu grosse und anonyme Zahl und daraus hervorgehend der längst nicht mehr menschliche Massstab. Dass in Zürich schon wieder Groteskes unkommentiert «passiert», beunruhigt. Dinge, die schon weit im letzten Jahrhundert in Verruf gekommen sind, auferstehen jetzt kaum widersprochen. Neuer Beton für vorzeitigen Abbruch, wie in Berlin Marzahn, oder in Paris mit «Cité des 4000»?
Die Wohntürme von «Depôt Hard» und «Letzi» sind Zwillinge. Aufgetischt sind sie worden, weil solche Grossbauten mit ihrer Langlebigkeit für unsere Stadt noch Jahrzehnte oder ein Jahrhundert Zeugnis von dieser Mentalität geben werden.