Zartfarbiger Kristallisationskern

Nach vorwiegend Rot in Garbatella kommt ein Sprung ins Hellblau. Der 1934 eingemeindete ehemalige Weiler Schwamendingen erhielt 1957 in seiner ursprünglichen Mitte einen städtischen Schwerpunkt mit Wohnungen, einer Ladenfront, einem Café «City» und einem 540-plätzigen Kino «Eden». Grundlage dafür war der Entwicklungsplan für dieses Stadtquartier aus dem Jahr 1948 von Stadtbaumeister und ETH-Professor Albert Heinrich Steiner. 

Der lange sechsgeschossige Zentrumsbau erhält seine ihm angemessene Ausstrahlung nicht nur durch die weit auskragenden Flugdächer, sondern auch durch die spezielle Farbgebung der Fassade: ein kräftiges Hellblau, das durch einen geschosshohen weissen Bandraster in Felder geteilt ist. Das farbige Dekor und die Flugdacharchitektur ergänzen sich zu einem Ganzen. Für Zürich fast schon rührend ist, dass das schon mehrfach erneuerte Farbkonzept immer noch dem Original folgt. Würde man es wegdenken («graue Sauce»), zerfiele die Persönlichkeit dieses Gebäudes.

Bekanntlich hat sich der Quartiermittelpunkt in über einem halben Jahrhundert ausgedehnt. Nebenan lagerten sich weitere Läden an, darunter sogar eine Filiale von Jelmoli, die wieder verschwand. Das Erfreulichste und Wichtigste ist jedoch der neue Schwamendingerplatz, auf dem in Zürich 1977 erstmals und erfolgreich Mischverkehr ausprobiert wurde.  Will man noch Farbe sehen, so winkt in Richtung Zürich der historische Gasthof Hirschen in seinem Dunkelrot. Heute ist alles zusammen ohne Farbe kaum denkbar.

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