Die Verhochhäuselung

Ist unsere Agglo am kippen? – in Richtung Wuhan, geschützt durch die allgemeine, aber längst hinterwäldlerisch gewordene Ansicht, das Hochhaus sei fortschrittlich? Tatsache ist, dass wir alle die Banlieues von Paris, Berlin und Glasgow nie besucht und keine Ahnung von deren Wohnbedingungen haben. Wir statteten dem Centre Pompidou, dem Trevibrunnen und dem Markusplatz unseren Besuch ab. Die fehlende kollektive Real-Erfahrung von Banlieue-Spaziergängen darf man uns nicht anlasten, denn unsere Zivilisation ist so geregelt, dass Spezialisten der Stadtverwaltung aus eingehender Kenntnis die Verantwortung übernehmen: «It takes many kinds of people to make a world». Unter dem Druck der Grossimmos mit ihren Hochhauswünschen und ihrem oft viel zu grossen Massstab werden die Städte aus dem Verzicht auf Stadtgestaltung zu Erfüllungsgehilfen. Das Resultat sind Wuhanisierungstendenzen in europäischen Städten. Ist Wuhanisierung heute notwendig um dabei zu sein? In Europa zumindest ist die gewachsene Stadtbausubstanz zu wertvoll um sie wegen Investitionsspässen, wie dem Verkauf von Aussicht, wegzuwerfen, wenn man – wie Paris zeigt – im urbanen Flachbau mit 4-6, ausnahmsweise 8 Etagen die selbe Dichte «lebenswert» erreichen kann.

Grossimmos sind inzwischen eine Tatsache geworden und wir haben mit ihnen einen Löwen in den Stall bekommen. Noch fehlt der Dompteur auf Stadtseite, der dieser neuen Kraft Paroli bieten und eine vorteilhafte Richtung geben kann. Aus diesem Manko speist sich – solange es noch besteht – der Wildwuchs. Es kann also gesagt werden, dass mangelnder Einsatz für die Interessen der Stadt und die Lebensqualität der Bevölkerung in den Bauämtern das Unglück der beliebigen Verhochhäuselung in der Stadt und jetzt auch in der Agglomeration erst ermöglicht.

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