Es gibt etwas viel Depression in unsren Breiten. Hat das auch – ganz wenig natürlich – mit unseren Fassaden zu tun? Die grauen Saucen schwingen nicht. Gelingt Farbe im urbanen Kontext, dann hebt sie die Stimmung, wie dies ein Apéro tut. Eine Stadt kann solche Gefühlssprache – statt eines Gefühlsschweigens – inszenieren. Macht sie es nicht, fehlt ihr ein Arm oder ein Bein.
Vielleicht gibt es doch ein Bedürfnis des Menschen nach Wärme – auch im grossen Massstab des Städtebaus. Das beantwortet uns der im vorletzten Posting gemachte Ausflug ins römische Quartier Garbatella.
Über die zwölf Postings dieser Farbreihe haben wir uns langsam dem Kern der Bedeutung von Farbe in der Stadt angenähert. Die Stadtbäume, die grünen Hügel, der See und der gebaute Stadtkörper machen das Ensemble unserer Stadt. Darin ist der Anteil des Stadtkörpers pulsierend oder eben nur ein Schwarzweissfilm.
Bilder: Depot Hard, Zürichberg-/ Nägelistrasse, Karl-Marx Hof Wien
Grau scheint dem Zürcher Geschäftsmenschen die liebste Farbe: Unauffällig, neutral, fantasielos, etwas abweisende und damit letztlich doch arrogant. Keiner soll ahnen was hinter diesen farblosen Fassaden läuft.
Von den protzigen Business-Bauten bekennt keiner Farbe – umso mehr jene kleineren Gebäude dazwischen, nicht selten moderat, anständig vermietet.
Sugus werden nach der Sanierung vermutlich nicht mehr so leuchtend getüncht sein.
Dieser Farb-Unmut zeigt sich ja ebenfalls bei den Autos im Stadtbild, umso grösser, umso grauer oder in „Scham-Khaki“.