«zuerivitruv» versucht den seelischen Aspekt, der zum Hochhaus führt, zu ergründen. Da ist sicher einmal die verständliche Anbetung von allem Amerikanischen nach dem Krieg zu vermerken. Amerika kam in Form von New York zu uns. Niemand wusste damals, dass die New Yorker in 3 bis 4-stöckigen Zeilen von «Brownstones» wohnten. So konnte die Vermählung von «modern» und «Hochhaus» irreführend und ungestört zum Vorbild werden. Die Hängebrücken und der Cowboy gaben noch eins drauf. Das kriegsgescheiterte «Europa» wurde mit Leichtigkeit vom American Style überblendet. Das erging selbst dem «zuerivitruv» nicht anders.
Eine andere Spur kommt noch «seelischer» daher. Es ist das Machotum, das Dominierenwollen, das vor dem sorgfältigen Agieren in der städtischen Umgebung tragischerweise auch in Europa da und dort das Rennen machte – bis es an manchen Orten für das gewachsene Stadtgewebe und das Stadtbild zu spät war. In Zürich kam es 1983 per Abstimmung immerhin zu einem Hochhaus-Ausschlussgebiet in der erweiterten Innenstadt. Wir können auf diesen Akt der Demokratie stolz sein! Wir hätten danach Ruhe haben können. Doch durch die Freigabe der Industriezonen um das Jahr 2000 wurden neue Gebiete ohne Schutz geschaffen. Im Rückblick ist der Erlass von Hochhauszonen in Zürich West und Nord (und selbst am Hangfuss des Zürichbergs) als Affekthandlung gegen die Ära Koch zu deuten. Im betonlastigen Bauwesen sind seelische Reaktionen nicht, wie oft im wirklichen Leben, reversibel. Das Weiterwuchern des hässlichen «Stoppelfelds» kann jedoch beendet werden.
Das unerfreuliche Produkt und der Paradigmenwechsel zum ökologischen Städtebau sollten eigentlich Grund genug sein, die unglückliche Übung zu abzubrechen. Es gibt Wahlen – welche Partei fordert ein Moratorium für Hochhäuser?
Bilder: Karikatur Flatiron Building NY und 2x Zürich West