Die Schallplatte von 2002 endlich wechseln

Wie wenn 20 Jahre nichts geschehen wäre, läuft immer noch die Schallplatte von 2002, als die Hochhauszonen als Gegenreaktion auf die Ära Koch von Stadtrat Ledergerber über Teile von Zürich geworfen wurden. Wie wir alle wissen, sind «Reaktionen» oft nicht von Dauer. Zweitens können sich Paradigmen – die Leitsätze – ändern. Energie, graue Energie und Ökologie sind erst seit 5-10 Jahren ernsthaft zu Leitkriterien aufgestiegen. Deshalb wird hier niemand angeklagt, alles hatte zu ihrer Zeit seine Gründe.

Fragwürdig ist jedoch, wenn das Hochbaudepartement mit seinem Amt für Städtebau heute noch Hochhausstudien macht um damit diese Zonen von 2002 erstens auszuweiten (auch entlang Gewässern!) und zweitens die Gebäudehöhen bis 250 Meter explodieren zu lassen. «Wuhanisierung» von Zürich ist da das richtige Bild. An Stelle von Würde im europäischen Kontext schiebt sich das rücksichtslose Interesse der anonymen Grossinvestoren viel zu stark in unsere lokale Bauszene. Es sei hier angemerkt, dass Blackrock bereits im Besitz von 12% des Aktienkapitals von Swiss Prime Site ist. Nimmt man die schweizerischen Grossimmos zusammen, sind es bereits 6%. Harmlos? Leider nein, denn dieser Einstieg zeigt, dass jetzt auch die kleine Schweiz für die globale Szene interessant geworden ist. Das heisst «Monetarisierung des Liegenschaftenbesitzes». Wohnsubstanz wird zur handelbaren Ware – weltweit. «Why don’t you take some Switzerland into your portfolio?»

In diesem energetisch/ökologisch und neuerdings auch monetär veränderten Feld ist es angezeigt, unserer Stadt statt Hochhausstudien, einen Reset im Städtebau zu verordnen. Was macht mehr Freude: fatale Trends erleiden oder die Baukultur aktiv, zeitgemäss und ökologisch zu gestalten? 

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