Um 1990 hob die Stadt Zürich ihre Industriezonen auf. Ganze Quadratkilometer von neuen Stadtteilen entstanden. Doch während 30 Jahren (!!!) wurde nicht erkannt, dass die Gebiete im Westen der Stadt auf grosse Strecken an die Limmat grenzen. Zum Vergleich: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich die Stadt nach Süden ausgedehnt und 1887 mit prächtigen Quaianlagen den See umarmt. Ganz anders in unserer grossen Wachstumsphase: Das Potenzial am Wasser ist bis heute weder erkannt noch genutzt. Die Limmat ist noch immer weitgehend Industriekanal.
In diese jahrzehntelange Gestaltungsschwäche hinein platzt nun die Behandlung der Uferschutzinitiative im Gemeinderat. Deren Initianten haben das Defizit an der Limmat erkannt und stadträumliche Vorstellungen eingebracht. So zum Beispiel die Idee eines offenen Horizonts über den Uferzonen. Statt das Thema «Limmat» zu erkennen, endete die Verhandlung in einem Links-Rechts-Hickhack. Links mit mehr Verständnis für den Limmatraum. «Sofort» kamen die Verteidiger von Hochhäusern aus dem Busch. Allen voran Stadtrat und Bauvorstand André Odermatt. Als ob die soeben am Wasser aufgerichteten Zementburgen des Tramdepôts Hard nicht Warnung genug wären. Im Unterschied zum 19. Jahrhundert wird verhindert, dass die Stadt mit dem Wachstum schöner wird. «zuerivitruv» meint: Die Zeit ist gekommen «das Oberstübchen neu zu vermessen». Das ist ein Spruch, den der frühere «Stadtwanderer» Benedikt Loderer für verkorkste Situationen verwendete.
Wie lange noch sollen an der Limmat Details und Gezänk dem Wohl unserer Stadt im Wege stehen?