Die Limmat als Lebensraum und Belüftungskorridor

«Von der Stadt am Fluss zur Stadt am See» hiess 1987 der Titel der Jubiläumsschrift aus Anlass des 100jährigen Bestehens der Quaianlagen (Wollishofen – Zürileu – Bürkliplatz – Hornbach). 37 bzw. 137 Jahre später stellen wir fest, dass die Ausbreitung gegen Süden an den Grenzen von Zollikon und Kilchberg zum Stillstand gekommen ist und die Stadt sich längst mit voller Kraft in die ehemaligen Industriegebiete nach Westen hin ausbreitet. Allein an den Ufern der Limmat herrscht seit der Aufhebung der Industriezonen um 1990 Stillstand. Das sind 30 Jahre! Im Vergleich zu Paris kann man sagen, dass wir ja den See haben. Doch wie oben beschrieben, braucht jetzt das neue Zürich West die Limmat als Lebensraum. 

Gleichzeitig stellt der Limmatraum für den neuen Stadtteil einen hervorragenden Belüftungskorridor dar. Die Erhaltung dieser Qualität bedingt eine offene Bebauung. Hochhauswände am Wasser wären verfehlt. Doch genau das sehen sowohl die bestehenden wie auch die revidierten Hochhausrichtlinien vor. Dass mit Hochhäusern an der Limmat gemauert werden kann, macht die Stadt selbst mit ihren Tramdepôt-Hochhäusern dramatisch vor.

Wenn solche Themen nie zur Geltung kommen und nicht zur Diskussion gebracht werden, scheitert der Zürcher Städtebau in der gegenwärtigen Wachstumsphase mit dem Resultat, dass laufend irreparable Fehler gebaut werden. Die bald zur Abstimmung kommende Uferschutzinitiative macht es möglich, dass städtebauliche Überlegungen endlich auch für den Limmatraum gemacht werden. Es ist ein Weckruf an die Behörde. Gehen Sie abstimmen!

Ein Kommentar zu “Die Limmat als Lebensraum und Belüftungskorridor”

  1. Danke für den Beitrag zur Hochhausmanie der Zürcher rotgrünen Stadtregierung! Paris hat die Höhenbeschränkung der Stadtge-staltung des 19. Jahrhundert mit ihren max. 6-geschossigen Blockrandbebauungen konsequent beibehalten. So wirken die Silhouetten der Kirschtürme und das begehbare Kunstwerk der Ingenieurarchitektur Eiffels als „landmarks“ und als Orientierungs-punkte. Diese Olympiade war für ein weltweites Fernsehpublikum ein höchst anschauliches Lehrstück in gelungener Stadtgestaltung. Leider wohl nicht für die Zürcher Stadtregierung und die Architekturabteilung der ETH Zürich.
    Der ETH-Professor Alexander Henz und der Soziologe Markus Brändli haben 1991 – bevor die Industriegebiete von Zürich und Winterthur als immenses Potenzial für eine menschengemässe Stadtgestaltung frei wurden – die Gründung eines Nachdiplom-studiums für einen nachhaltigen Stadtumbau an der ETHZ vorbereitet, mit der Idee, dass die Stadt neben den profitgetriebenen Landbesitzern und Investoren einen hoch qualifizierten, neutralen Partner fände, der in Teams unentgeltlich Alternativprojekte ausgearbeitet hätte. Nachdem ich als 45-jähriger Oberassistent während Monaten zig Versionen von Reglementsensentwürfen ausgearbeitet hatte – ohne auch nur ein einziges Mal in die Professorenkonferenz eingeladen zu werden – bat ich Alexander um eine Grundsatzabstimmung. Die Professoren lehnten dieses NDS mit 2/3-Mehrheit ab. Die Konsequenzen dieser eigennützigen Entscheidung waren und sind noch immer so verheerend wie ein Flächenbombardement und wurden – typisch für die kapitalistische Blocher-Schweiz – nie skandalisiert. Wir bräuchten Milo Rau um in Zürich ein Tribunal zu diesem Städtebau-Verbrechen zu inszenieren.
    Dr. Urs Christian Maurer, dipl. Arch ETH

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