Die gegenwärtig offenbar fehlende «urban Governance» in der Stadt Zürich und die Quaianlagen 1887 nehmen wir aus dem letzten Posting mit und machen letztere zum Gegenstand des ersteren. Vom ursprünglich sumpfigen Ufer bis zu den promenierenden Damen in den prächtigen Anlagen am See ist es ein grosser Schritt, der sich der «urban Governance» verdankt. Die Hoch- und Tiefgauvorstände aus dem Zürcher Stadtrat packte die Idee, der wachsenden Stadt den See zugänglich zu machen und ihn zu umarmen. Die führenden Persönlichkeiten mussten sich ergänzt und gegenseitig gesteigert haben. Im Vordergrund standen Stadtingenieur Arnold Bürkli und Stadtbaumeister Caspar Conrad Ulrich. Ihnen stellten sich – aus der Stadt! – Personen entgegen, die den «eiserenen Ring» der Bahnen um die Zürcher Bucht befürworteten. Die neue rechtsufrige Bahn sollte von Riesbach über die Limmat vor den Augen des Engequartiers im Bahnhof Enge auf die Gotthardbahn treffen. Mit grossem Engagement von Stadtrat und Bürgern setzte sich die Idee der Quaianlagen durch: «Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist» (Victor Hugo). Ohne den rechtzeitigen Einwurf der Idee würde Zürich hinter einer kesselnden Bahnlinie vegetieren.
Die neu generierte Küste schaffte Bauplätze: Vorzügliche Lagen für Wohnen, Hotels und die Tonhalle. Alles im Kontext von See und Alpenblick. Diese Aufwertung Zürichs während einer Wachstumsphase ist kaum zu überschätzen. Sie kann uns zur Frage verleiten, was wir heute – ebenfalls in einer Wachstumsphase – zur Lebensqualität der Stadt beitragen. Ob wir fähig sind, dem Wachstum gedanklich vorauszueilen um es zu formen und zur Blüte zu bringen.