Schon 1972 schrieb der New Yorker Architekt und Soziologe Oscar Newman über die durch das Hochhaus begünstigte Kriminalität. Ein Zürcher Fall ereignete sich im letzten Jahr im Mobimo-Tower. Da ja die Zürcher Bauverwaltung bekanntlich die schon zu grossen Hochhauszonen mit ihrem Vorschlag nochmals vergrössern will und dazu noch mit einer Zone von unbeschränkter Bauhöhe auffährt, muss der Aspekt der Ermunterung zur Kriminalität durch Anonymität im Hochhaus neben den bereits erwähnten ebenfalls zur Sprache kommen.
Unwirtlichkeit, Masse und Anonymität der Bauformen haben in Chicago und New York immer wieder für Kriminalgeschichten gesorgt. Prominent mit Al Capone und fein über New Yorker Housing-Projects verbreitet in den Berichten von Oscar Newman. Unumstösslich ist die Regel: «viel Personen an einem Eingang» verunmöglicht die Sozialkontrolle. Dass das auch in Zürich so funktioniert, zeigen auf noch harmloser Stufe die schon mehrmals verschwundenen Lederesitzgruppen in den luxuriösen Metropolitan-Türmen von Leutschenbach. Die Höhe zerreisst den Faden zu Nachbarschaft und Quartier und zusammen mit der grossen Zahl ist Anonymität garantiert. Sie muss nicht, aber sie kann genutzt werden. Der europäische Kokainkönig Flor Bressers wurde nachts auf der 22. Etage im Mobimo-Tower festgenommen.
Bild: NZZ 12. Oktober 2024