Saint Michel

Haussmann pflügte die Boulevards – anfänglich eher schonend – vorwiegend entlang den ehemaligen Stadtmauern. Der Boulevard Saint-Michel gehört zu den Ausnahmen. Er ist der südliche Teil der Achse, die Paris von Nord nach Süd durchquert. Gerade über die Seine-Brücke kommend, beginnt er mit einem Paukenschlag – dem fünf Etagen hohen Brunnen an der Brandmauer des ersten Blocks am Boulevard. Der Held ist der heilige Michael, der den Drachen ersticht.

Der Platz ist heute mit Velopisten aktualisiert. Rechts das Bild von 1908. Zürich und Paris, beide Städte sind auf ähnlichem Weg. Die Megastadt Paris sieht das Motiv in der Reduktion der Abgase, aber auch im Gewinn von Lebensraum. Man bewegt sich in Richtung 1908. Der Stadtplaner Carlos Moreno ist der Erfinder des Konzepts der 15-Minutenstadt. Werden Strassenräume durch die dicht gestreute tägliche Versorgung vermehrt fussläufig, beruhigt sich die urbane Szene, indem der über mehr als ein Jahrhundert zum Teil künstlich hervorgerufene Fahrzeugverkehr zurückgeht. Das geschieht in Form einer gemächlichen Evolution durch die Kombination verschiedener Faktoren. Das braucht eine übergeordnete Philosophie – eine urbane Intelligenz, die die dutzenden von Faktoren in ein zeitgemässes Gleichgewicht bringt. Energie, CO2 und Klima sind dabei, aber auch die Aussicht auf ein schöneres und weniger gestresstes Leben in der Grossstadt. Paris hat es in seiner Geschichte oft verstanden, den öffentlichen Raum zu zelebrieren. Angefangen mit den Kiosken, den Litfasssäulen, Bänken, Bistrots etc. Stimmt die Idee, folgt die Praxis und irgendwann staunen die Besucher über die besser gewordene Lebensqualität. Die Stadt erreicht die Verbesserung übrigens mit geringen Baukosten.

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