Die Baumhallen von Brooklyn

Mit dem Verlassen der Südspitze von Manhattan über die Brooklyn Bridge (1883), gelangt man in den Stadtteil Brooklyn. Wie in Manhattan ist der Strassenraster weit über 100 Jahre alt. Genug Zeit, sich einzunisten. Im gealterten Bild aus den siebziger Jahren (Automodelle!) sehen Sie, wie das geht. Die Stämme stehen schräg und bilden eine veritable Baumhalle. Häuserzeile und Bäume finden sich in einer Synthese. Der Asphalt auf Strasse und Trottoirs hat keine Chance, sich aufzuheizen. Vielleicht trauen wir eine solche Zivilisierung des Stadtlebens Amerika nicht zu. Doch mit Überheblichkeit würden wir uns den Weg zu Erkenntnissen, zu denen andere Zivilisationen bereits gekommen sind, verbauen. Bedenken wir auch, dass New York / Brooklyn auf dem selben Breitengrad liegen, wie Neapel. Klimatisch gesehen sind wir auf dem Weg nach Neapel ja bereits in Mailand angekommen. Damit sei der Startschuss für die Erfindung unserer eigenen Versionen im klimagerechten und ökologischen Städtebau von Zürich abgefeuert. Eingeladen sind in erster Linie die Bauämter, Grün Zürich, aber auch die Architekten und Landschaftsarchitekten.

Grüne Kühle versus graue Hitze

Im rechten Bildteil ragt der Mobimo-Tower an der Turbinenstrasse in Zürich West in die Höhe. Hochhäuser, die ihre Grundstücke meist randvoll mit Tiefgaragen unterkellern (müssen) und Grossbäume ausschliessen, haben dadurch eine Zwei am Rücken. Eine zweite Zwei fangen sie ein, indem sie den Horizont von allenfalls doch vorhandenen Grossbäumen weit überragen und schutzlos in der Sonne gleissen. Werden sie zahlreicher, gebärden sie sich im Häusermeer der Stadt als herausstechende  Strömungshindernisse. Luftaustausch und kühlende Fallwinde kommen zum Erliegen. Das ganze Pavé der Stadt Zürich leidet und wird zur Hitzeinsel.

Im linken Bildteil sehen Sie die dicht bebaute Turnerstrasse im Kreis 6 in ihren Bäumen.  Wie im Posting vom 4. August gesagt, sind die Blätter von Natur aus so nett in der kalten Jahreszeit zu fallen und damit die Fassaden den Sonnenstrahlen zugänglich zu machen. Wie Sie sehen, lernen wir im ökologischen Städtebau laufend, die (gratis) existierenden Ressourcen zu entdecken und nutzbar zu machen.

Die Rolle des Baumes

Obwohl die seit 2001 in Zürich laufende Hochhaus-Übung ziemlich missraten ist und niemand am «Stoppelfeld» in Zürich West wirklich Freude hat, fahren Stadtrat und Ämter auf dieser Spur weiter. Doch mit den heissen Sommern werden in Europa schon lange  Gedanken des ökologischen Städtebaus angestellt. Die mitteleuropäische Stadt Graz hat bereits im Jahr 2000 Klimakarten erstellt.

Weil Umland nicht mehr grünes Umland ist, braucht es stark durchgrünte Quartiere in der Stadt. Ohne Baum, der das Haus ergänzt, geht es nicht mehr. Wir brauchen seinen Schatten, seine Kühlung durch Verdunstung von Feuchte aus tief reichenden Wurzeln. Das gibt ein Geflecht, ein Gewebe: Dabei ist der Bebauungsteppich so dick (=hoch), wie die grossen Bäume. Wenn ein grosser Baum 18 Meter erreicht, sind wir bei 6 Etagen. Gleichen wir mit der geltenden Bau- und Zonenordnung (BZO) ab, sehen wir, dass wir kaum etwas ändern müssen. Mit der projektierten Ergänzung der BZO durch Verdichtungsgebiete im Westen und Norden sind wir am Ziel. Die Hochhauszone und speziell die vorgeschlagene Dubai-Zone (250 Meter Bauhöhe) können wir beiseite lassen. Die Stadtverwaltung ist eingeladen zu sehen, dass Zürich, besonders im Westen und Norden, nicht zum heissen Zementhaufen degeneriert.