Herbstferien

Alle sind fort – denken wir also ungestört über die Stadt Zürich nach! Das Begräbnis der Zukunft des äusseren Limmatraums hinter uns habend, reiben wir uns die Augen. Der Sonntagsspaziergang im inneren Limmatraum ist überwältigend. Die vielen Sitzgelegenheiten, der Korso, die Stufen der Riviera zum Wasser und auf beiden Seiten die poetischen Sophoren. Das alles wurde einst gemacht. Da gab es (noch) eine Volonté Générale in unserer Stadt. Linksufrig musste das Kratzquartier weichen und der Stadthausquai konnte neu gestaltet werden. Sein grünes Gusseisengeländer und die Bäume vor den neuen Prachtsbauten, wie das Stadthaus, die (ehemalige) Fraumünsterpost und vor allem das Haus Metropol sind ein beeindruckendes Ensemble. Rechtsufrig ist eine Synthese zwischen Alt und Neu gelungen. Die Altstadthäuser stehen mit ihren «Vorderhufen» nicht mehr im Waser. Hier ist ein Quai vorgelagert worden.

Den selben Mut müsste Zürich auch bei der Gestaltung der äusseren Limmat wieder finden. Es wird nicht mehr mit «Prunk» geschehen, denn wir stehen im Paradigmenwechsel Energie/Klima/CO2. Sollte die Aufgeschlossenheit fehlen, bedarf es auch eines Wechsels der Equipen.

Sie sehen, nach dem Untergang in der Abstimmung regen sich die Geister bereits wieder. Warum? Weil Zürich einmal «gut» war und weil wir uns von bösen Geistern nicht unterkriegen lassen. Auch die heute lebende Generation erwartet eine Stadt mit Gestaltungskraft.

2 Kommentare zu “Herbstferien”

  1. Stimmt! Doch Gestaltung ist Haltung! Gestaltungs-Kraft für wen oder was? In der Gegenwart eher für Grossinvestoren. Für deren Profitinteressen. Für gute Steuereinnahmen. Nicht für die Menschen die in dieser Stadt arbeiten (und leben möchten).

  2. Das ist alles gut gedacht und hat meine volle Unterstützung. Aber als einsamer Rufer wird man kaum etwas erreichen. Ich vermisse seit Jahren gemeinsame öffentliche Auftritte und Aktionspläne von Architekten, Stadtplanerinnen, etc., die darauf abzielen, in der Stadtbevölkerung ein Problembewusstsein in Bezug auf städtebauliche Gestaltungsfragen wachsen zu lassen. Ohne ein solches Problembewusstsein ist nicht zu erwarten, dass sich Leute qualifiziert fühlen, öffentlich ihre Stimme zu erheben, um im Verbund mit anderen zu versuchen, den Gang der Dinge in eine menschenfreundlichere Richtung zu lenken. Schade auch, dass nie der Versuch unternommen wurde, die falsche Vorstellung, Verdichtung sei nur mit Hochhäusern möglich, öffentlichkeitswirksam zu dekonstruieren. Unter Experten von urbanem Flachbau zu reden, bringt gar nichts. Unfassbar und traurig ist, dass die von zuerivitruv immer wieder angesprochenen Beispiele städtebaulicher Verluderung durch achtlos hingeworfene Hochhäuser von einer mehrheitlich links-grünen Stadtregierung zu verantworten sind. Vielleicht müssen wir am Ende noch darauf hoffen, dass die SVP unter dem Banner „Heimatliebe“ den Stadtzürcher Lebensraum wirkungsvoller gegen die provinziellen Manhattanistinnen und Manhattanisten verteidigen können. Markus Kaiser, 8049 Zürich

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