Die NZZ berichtete am 30. Oktober 2024, dass in Berliner Hochhäuser nur zaghaft in den Himmel wachsen. Die Stadt ist weltbekannt für ihre hervorragenden urbanen Flachbausiedlungen von vor, zwischen und nach den Kriegen. Die Hochhäuser der Siemensstadt wurden durch das Buch «Wir Kinder vom Bahnhof Zoo» disqualifiziert.
Die Architektin Regula Lüscher verliess das Zürcher Amt für Städtebau um 2007 in Berlin Senatsbaudirektorin zu werden. Bei ihrem Abgang von Zürich wurde sie gefragt, auf was sie besonders stolz sei. Ihre Antwort: «Der Prime Tower».
Zürich als Disruptor der europäischen Stadtbilder?: Sein eigenes ist inzwischen zum unerfreulich chaotischen Stoppelfeld geworden. Dann ist, gefördert von Lüscher, Berlin drangekommen. In München wehrt sich die Bürgerschaft zurzeit vehement gegen Hochhausgebiete und die Zürcher Stadtbehörde ist gerade daran, eine 2. Stärkere Stufe seiner Hochhausrakete zu zünden. Die Pläne liegen in der gemeinderätlichen Kommission.
Doch jetzt, wo Energie, Klima und CO2 zu den absoluten Massstäben geworden sind, sieht es plötzlich ganz anders aus. Das «Wetter» hat buchstäblich gedreht: 2023 haben die «Grandine» nach der Emilia/Romangna bereits im Tessin in die Dächer eingeschlagen. 2024 wird ohne Vorwarnung Valencia von Wassermassen überfallen und in Paris mussten ein paar Métrostationen schliessen. Entspannung wäre angesagt. Im Städtebau müsste das heissen: «ab jetzt keine Fehler mehr in Beton giessen». Jede aufgeweckte Gesellschaft und Stadt ändert die Spielregeln. Doch Zürich wälzt sich noch immer im Hochhaustraum und meint nach zwanzig Jahren noch immer «Hochhaus sei Städtebau».