Die problematische Berliner Hochhaussiedlung des letzten Postings heisst nicht Siemens- sondern Gropiusstadt. Zuerivitruv dankt der Leserschaft für den Hinweis. Namensgeber ist Bauhausarchitekt Walter Gropius, der vor dem Krieg in die USA emigrierte. Hintergrund des Auftrags waren sein Wissen und Gedanken zur Wiedergutmachung. Gropius hat die viel zu grosse Höhenentwicklung und die damit verbundene Anonymisierung abgelehnt. Auf Druck der Stadtverwaltung wurde dann der Fehler doch begangen. Der Umgang mit der Natur des Menschen ist nicht banal: wird sein Wesen verletzt, kommt die Reaktion. Mathematisch lässt sich das nicht vorhersagen, doch aus der reichen Erfahrung, die in Europa längst vorliegt. Weder Statik noch Rentabilität dürfen die seelischen Werte verdrängen.
Zürich ist gerade fieberhaft daran, wider alle Erfahrung neue «Gropiusstädte» zu bauen: Entlang der Bahngeleise und sogar auf der Sonnenseite der Limmat. Solche Rückfälle sind frustrierend und beschämend. «Erfahrung und Besserwerden» sollte in unserem Westen den Fortschritt möglich machen. Dass sich ein Gemeinwesen an Werten orientiert, ist zu erwarten. Dass Zürich nach 20 Jahren Hochhausgebieten jetzt gerade wieder daran ist, eine neue und verstärkte Auflage zu organisieren, weniger. Doch Hoffnung blinkt aus anderer Richtung: Die Universitäten Cambridge (UK) und Boulder Colorado (USA) haben ein Forschungspapier publiziert, das der Frage nachgeht, welche Stadtbauform bezüglich Energie/Klima/CO2 die günstigste Bilanz erringt. Es ist «low rise / high density». Damit sind wir bei einem Stadtgewebe von 4-6 Etagen. Die Wissenschafter erlaubten sich in unserer Welt einen Rundblick und machten Paris und Barcelona zu den Favoriten unter den bereits gebauten Städten. Im Fall von Paris ist es das Konzept von Haussmann mit seinen 5 ½ Etagen – übrigens vier Mal so dicht wie Zürich.
Lieber Heinz
Der Gropius-Bau gilt übrigens in Berlin als grosses Problemgebiet. Viele Sozialfälle, Ausländer etc.
Herzliche Grüsse
Felix